MIT stellt Vorlesungsmaterialien kostenlos online
Während es immer mehr in Mode kommt, Wissen eifersüchtig zu hüten und auch im Internet zunehmend das Geschäft mit dem Content im Vordergrund steht, setzt die US-Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit ihrem Projekt OpenCourseWare (
http://web.mit.edu/ocw/) andere Akzente. Vom 30. September an will die renommierte Privatuniversität nach und nach die Materialien zu ihren Lehrveranstaltungen kostenlos ohne Registrierung im Internet zur Verfügung stellen. In etwa zehn Jahren sollen Unterlagen wie Vorlesungsskripte, Kurspläne, Literaturlisten und Übungsaufgaben zu fast allen der mehr als 2000 Kurse für nicht-kommerzielle Zwecke online zugänglich sein. Für den Ausbau rechnet das MIT in den kommenden zehn Jahren mit 7,5 bis 10 Millionen US-Dollar jährlich, wofür noch Sponsoren gesucht werden. Die ersten 11 Millionen US-Dollar, die zum Teil für die anderthalbjährige Pilotphase gebraucht wurden, haben je zur Hälfte die Andrew W. Mellon Foundation und die Hewlett Foundation finanziert.
Die Vision von OpenCourseWare reicht (welt-)weit: Professoren, die aus den Materialien Anregungen und Wissen für ihre eigenen Vorlesungen ziehen, gehören ebenso dazu wie Studenten, die auf diese Weise am hohen Standard des MIT teilhaben, oder Berufstätige, die ihre Kenntnisse auf den neuesten Stand bringen können. Das MIT, das auf Nachahmer hofft, möchte durch den freien Austausch von Wissen weltweit vor allem die Lehre verbessern. Das Projekt ergänzt die Open Knowledge Initiative (OKI), die versucht, in der Entwicklung von Lernsoftware und Learning-Management-Systemen offene Standards zu etablieren.
In einem Jahresbericht erläuterte MIT-Präsident Charles M. Vest die Visionen, die das MIT mit dem OpenCourseWare-Projekt verbindet, machte aber auch deutlich, dass es in diesem Projekt nicht darum gehe, das herkömmliche Studium zu ersetzen oder mit Online-Bildungsangeboten zu konkurrieren.
Und so ist für manche auch ein Wermutstropfen dabei: Ein Zertifikat oder Zeugnis des MIT ist auf diesem Wege nicht zu erlangen, denn das OpenCourseProjekt ist nicht als Fernstudium gedacht - das müsste mindestens auch Betreuung und Prüfung mit einschließen. Zum Fernstudium am MIT, beispielsweise dem Masterprogramm System Design and Management, erhalten nach wie vor nur zahlende Studenten Zugang. Auch wenn das MIT freigiebig mit seinem Wissen ist und damit in bisher beispielloser Weise weltweit offene Strukturen in der Lehre fördert -- ganz will es auf das Geschäft im globalisierten Bildungsmarkt auch weiterhin nicht verzichten.
cu
Ammi